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Coxiellose, Q-Fieber, Balkangrippe
Nicht nur aus der Milch!

Definition:

Die Coxiellose wurde benannt nach dem amerikanischen Erstbeschreiber Cox, der andere Name Q‑Fieber leitet sich vom geographischen Begriff „Queensland“ (=Bundesstaat in Australien) ab, wo es zuerst beschrieben wurde. Heute wird Q-fever auch als Query-fever = zweifelhaftes Fieber bezeichnet. Da die Erkrankung weltweit, auftritt, finden sich auch lokale Bezeichnungen wie Balkanfieber, Krimfieber, Schlachthausfieber etc.

Definition:

Die Infektion des Menschen verläuft häufig (in ca. 70% der Fälle) symptomlos, allerdings sind z. B. Schwangere Frauen besonders gefährdet (es kann zu Aborten kommen). Die besondere Anfälligkeit gilt auch für Personen mit Immunsuppression. Nach einer Inkubationszeit von etwa 2-4 Wochen zeigen dann etwa 50% der Befallenen leichte bis schwere Symptome (Krankheitsrate = Morbidität = 50%); häufig sind grippeähnliche Symptome wie starkes Fieber, Kopfschmerzen, generelles Schwächegefühl. In 2-5% der Fälle treten auch untypische Lungenentzündungen oder Leberentzündungen vom granulären Typ hinzu, wie auch Herzinnenhautentzündungen oder Hirnhautentzündungen, so dass e sin 1% der Infektionen zu Todesfällen kommt (Todesrate = Letalität = 1%). In leichten Fällen kommt es 1-2 Wochen nach der Infektion unbemerkt zu einer Ausheilung, so dass solche Fälle oft unbemerkt bleiben dürften. Aber es wird davon ausgegangen, dass schwere Erkrankungen häufig (in 30% der Fälle) chronische Folgen haben.

Erreger:

Als Erreger der Coxiellose bzw. des Q-Fiebers wurde von den Australiern Burnet und Freeman (1937) das später nach Burnet benannte Bakterium Coxiella burneti nachgewiesen. Dabei handelt es sich um ein zwingend intrazelluläres Bakterium (Gruppe Rickettsiales), das Makrophargen (=1. "Schlachtlinie" der Abwehrzellen des Immunsystems) befällt. Dieses zur Verwandschaft der gerährlichen Legionellen gehörige, kugellig bzw. als kurzes Stäbchen erscheinende Bakterium (0,3 – 05mm) ist durch eine sog. Gram-negative Wand gekennzeichnet und durch die Asbildung von sporenartigen Dauerstadien, die daher sowohl hitze-, feuchte- als auch UV-Licht-beständig sind und daher leicht im Freien überdauern können (z. B. Im Kot von Zecken oder in Kuhmilch).

Auftreten:

Weltweit. In Deutschland sind solche Fälle eher selten beschrieben, allerdings wurde auch nicht intensiv danach gesucht. Dennoch gab es im Raum Tübingen Ausbrüche mit mehr als 200 Betroffenen, zudem fanden sich bei Blutuntersuchungen von Menschen im Raum Tübingen bzw. am Bodensee etwa bei 7-20% der Personen Antikörper gegen Coxiellose.

Daher ist Aufmerksamkeit geboten!

Überträger:

Verschiedene Zeckenarten (inklusive aller Einheimischen).

Übertragungsmodus:

Die Übertragung auf den Menschen kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Zum einen durch Einatmen von Kot von mehr als 40 Zeckenarten, die sich bei einer Vielzahl von Wirten vorher infiziert haben könne. Dazu gehören Mäuse, Hasen, Kaninchen, Wiederkäuer, Pferde, Schweine, Hunde, Gänse, Hühner etc. Die Infektion kann aber auch über durch Coxiellen-kontaminierte Milch von Kühen, Ziegen oder Schafen erfolgen, wenn diese im ungekochten Zustand getrunken wird.

Meldepflicht:

Bei nachgewiesenem klinischen Blut ist nach dem deutschen Infektionsschutzgesetz die Coxiellose meldepflichtig.

Diagnoseverfahren:

Der serologische Nachweis der Antikörper im Blut des Menschen erfolgt u.a. mit Hilfe der Kommplementbindungsreaktion (KBR). Während des Fiebers können die Coxiellen problemlos sowohl im Blut als auch im Urin nachgewiesen werden.

Therapie:

Als Mittel der Wahl gelten Tetrazykline bei eingetrettenem, serologisch nachgewiesenem Befall und entsprechenden klinischen Krankheitssymptomen. Empfohlene Dosen sind 2 x 100 mg/Tag für 3 Wochen. Ohne Therapie kann es zum Dauerbefall vieler Organe kommen, wobei die Herzinnenhautentzündung lebensgefährlich ist. Chronisches Q-Fieber muss zusätzlich mit Rifampicin über mehrer Monate therapiert werden.

Vorbeugung:

Milch, die direkt vom Bauern bezogen wird, sollte unbedingt abgekocht werden. Kontakt mit zeckenbefallenen Tieren (z. B. Schafen) sollte vermieden werden. Haustiere und auch der Mensch sollten vor Zeckenbefall durch Repellentien (z.B. Vitick-Cool Plus; www.alphabiocare.de) geschützt werden.

 

(Quelle: Birgit & Heinz Mehlhorn - "Zecken auf dem Vormarsch")